Naturpark Llevant

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Eine Wanderung im Naturpark Llevant auf die Talaia Moreia

Die mittelschwere Wanderung beginnt am Parkplatz bei den Gebäuden der finca pública s’Alqueria Vella. Der Landsitz wurde vor acht Jahren mit den ebenfalls auf der Halbinsel Ferrutx gelegenen Gutshöfen Es Verger und den Cases d’Albarca vom balearischen Umweltministerium gekauft. Die drei fincas públicas bilden den Kern des Parc natural de la península de Llevant, der eine Fläche von fast 1.700 Hektar aufweist.

Naturpark Llevant
Naturpark Llevant

Bei dem Landgut sind vor allem an Wochenenden und Feiertagen, wenn zahlreiche Wanderer den Naturpark durchstreifen, Angestellte der Parkverwaltung anzutreffen. Sie verteilen dort mehrsprachige Infoblätter (auch auf Deutsch) mit einem guten Kartenmaterial der jeweiligen Wanderwege. In den Infos werden auch ausführlich die Flora und Fauna des Parks vorgestellt und über die Terrassenkultur zum Anbau von Oliven, Johannisbrot und Feigen sowie über Ölmühlen, Wasserschöpfräder, Brunnen und das Bewässerungssystem informiert.

Finca s’Alqueria Vella

Von dem Parkplatz der Finca s’Alqueria Vella folgt man dann rechts der Beschilderung „Sa Tudossa“. Eine holprige Fahrbahn führt nach oben bis zu einem rechten Abzweig, bei dem sich das Schild „Campament dels Soldats“ befindet. Ein Trampelpfad verläuft nun weiter aufwärts. Bei einer Gabelung wird wenig später links auf einen breiten Weg abgebogen und auf diesem nach rund zehn Minuten ein verfallener Gebäudekomplex erreicht.

Die Ruinen von Baracken und Arbeitsschuppen werden Campament dels Soldats, das Lager der Soldaten, genannt. In diesem Zwangsarbeiterlager waren nach dem Spanischen Bürgerkrieg in den Jahren 1941/42 republikanische Gefangene interniert. Die über 900 Inhaftierten, die alle vom spanischen Festland nach Mallorca verschleppt worden waren, mussten auf Befehl der Falangisten

den Camí dels Presos, den Weg der Gefangenen, bauen. Die Franco-Militärs unterhielten auf der Halbinsel Ferrutx mehrere Artillerieeinheiten. Der Camí dels Presos diente als Nachschubweg der Streitkräfte. Die Regierung der Balearen hat zu Ehren der Gefangenen im Jahr 2002 einen Gedenkstein eingeweiht. Leider ist die Inschrift durch Witterungseinflüsse bedingt kaum mehr lesbar.

Weiter geht es auf der Fahrbahn (Schild „s’Arenalet des Verger“, „Albarca“) in einigen langen Kehren abwärts. Man durchschreitet zwei offene Tore. Beim letzteren trifft der Wanderer auf eine größere Eselsfamilie mit zwei Fohlen, zu der sich auch zwei Pferde gesellen. Eines der Rösser trägt kurioserweise eine Glocke um den Hals, die beim Fressen von Halmen laut am Pferdehals bimmelt.

Die Piste steigt später wieder leicht an. Man gelangt schließlich zu dem Schild „Camí de s’Esquena Llarga“, das rechts auf einen der Wanderwege im Naturpark Llevant verweist. Die hier beschriebene Route verläuft jedoch geradeaus weiter bis zu einer bald darauf folgenden Gabelung, bei der vor einer Eisenkette rechts (Beschilderung, links geht es zum Puig de sa Tudossa) abzubiegen ist.

Der Camí dels Presos führt nun immer noch als breite Piste durch die einsame Gegend im Nordosten Mallorcas. Das Landschaftsbild ist durch tief eingeschnittene Talsenken, gewaltige Steilklippen, paradiesisch gelegene Strände und durch das imposante Mittelgebirge der Serra d’Artana geprägt. Überall sind ganze Kolonien von Zwergpalmen zu sehen, die auch aus kleinen Felsspalten wachsen. Der palmito ist die einzige auf den Balearen heimische Palmenart und nirgendwo auf Mallorca so zahlreich vorzufinden wie in der Serra d’Artana.

Schließlich wird bei dem Schild „Camí d’en Mondoi, Arenalet des Verger“ eine weitere Gabelung erreicht, bei der man weiterhin auf der Hauptpiste bleibt. Der Fahrweg verläuft in mauergestützten Serpentinen und über zwei kleine Brücken nach unten und endet dann bei einem Weidezaun. Rund 15 Meter vor dem Zaun verweist ein Steinmännchen rechts auf einen Pfad.

Nun beginnt auf einem felsigen Steig der kurze Aufstieg (regelmäßig Steinmännchen) auf den Berg s’Atalaia, dessen Gipfelplateau längs gequert wird. Von hier hat man einen imposanten Tiefblick auf das Meer und die Bucht Es Caló. Danach wird zu einer Talsenke abgestiegen, von der dann in Richtung des Wachturms Talaia Moreia aufgestiegen wird.

Die Route verläuft immer wenige Meter von der links liegenden Abbruchkante entfernt auf einem steinigen Pfad und über kurze Fels-passagen im Zickzack sehr steil nach oben. Durchgehend gesetzte und weithin sichtbare Steinmännchen zeigen dabei den sichersten Wegverlauf. Schließlich ist nach einer rund 25-minütigen Kraxelei der Wachturm erreicht, neben dem sich auf einem Sockel eine Vermessungssäule befindet. Auf einer stabil befestigten Metallleiter kann man dann zur Kammer des Torre aufsteigen – außer einem Nachtlager aus Dissgras ist dort allerdings nichts weiter zu sehen.

Aussicht aus über 430 Metern

Dafür hat es aber die Aussicht aus über 430 Metern in sich: So ist vom Cap Formentor bis zum Cap des Freu bei Cala Ratjada fast die gesamte Küstenlinie von Mallorcas Norden und Nordosten zu überblicken. Dabei sind auch die anderen Wachtürme in dieser Region – Talaia d’Albercutx, Talaia d’Alcúdia, Torre d’Albarca und Torre de Son Jaumell – zu erkennen. Nach Westen schweift der Blick von der Bucht Alcúdias über das Naturschutzgebiet s’Albufera bis hin zu den Tausendern Puig Tomir, Puig de Massanella, Puig Major und die Serra de sa Rateta. Mit gebotener Vorsicht kann man hinter dem Turm einige Meter bis zu einer steil abstürzenden Hochklippe gehen und einen Blick auf das Meer beim Cap Ferrutx riskieren. An klaren Tagen ist von hier aus auch die Nachbarinsel Menorca und die Hafenstadt Ciutadella auszumachen.

Information
Wegstrecke: 12 km (hin und zurück)
Nettogehzeit: 4 Stunden
Höhenunterschied: 330 Meter
Anfahrt von Palma: Auf der Ma-15 nach Artà, dort auf der Ma-3333 in Richtung der Ermita de Betlem bis zu Kilometer 4,7 und hier bei dem Schild „Parc natural de la península de Llevant“ rechts abbiegen. Die schmale Straße führt zu dem Parkplatz bei den Häusern von s’Alqueria Vella.
Tourencharakter: Mittelschwere Wanderung auf breiter Schotterpiste, steinigen Pfaden und über kurze Felspassagen. Beim Aufstieg zur Talaia Moreia ist Trittsicherheit notwendig. Rückweg auf der Hinroute.
Ausrüstung: Wanderstiefel.
Einkehr: Lokale in Artà.

 

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